Der ratsuchende Leser möge mir verzeihen, dass ich mich heute statt der vermeintlichen Verschärfung des nachehelichen Unterhalts bei langjähriger Ehedauer lieber mit dem aktuellen Roman „Verteidigung“ von John Grisham befasse. Das kurzweilige Lesevergnügen hat mir die Ehefrau unseres Kanzleigründers Herbert Ladwig empfohlen, weil die Romanfigur David Zinc eine Namensverwandtschaft suggeriert – da es aber eine fiktionale Figur ist, gilt natürlich: weder verwandt noch verschwägert. Und auch sonst gibt es natürlich kaum Parallelen…
Zum Inhalt: Der ausgebrannte Harvard-Absolvent David Zinc hat nach fünf Jahren genug von seinen 15-Stunden-Tagen in einer Chicagoer Großkanzlei! Er räumt morgens noch schnell seinen Schreibtisch und landet nachmittags völlig betrunken bei der Kanzlei Finley & Figg: eine windige Kleinkanzlei, die ihr Auskommen mehr schlecht als Recht mit Verkehrsunfällen und Alkohol am Steuer verdient. Hauptsächlich, weil sie an einer gefährlichen Kreuzung gelegen ist und die gierigen Kollegen bei jedem Martinshorn sofort vor die Türe springen und die Unfallopfer um ein Mandat bitten. Spitzenjurist Zinc, der noch nie einen Gerichtssaal von innen gesehen hat, pfeift auf das Renomée einer angesehenen Law Firm und ist bereit, sich ab sofort auf der untersten Stufe der Rechtsverdrehung zu verdingen. Doch kaum als er seine kleine Arbeitskammer vom Aktenstaub befreit hat zieht Seniorpartner Figg einen dicken Fisch an Land: eine Sammelklage gegen einen Pharmakonzern, die das ganz große Geschäft verspricht. Und plötzlich kämpft die kleine Anwaltsklitsche gegen einen milliardenschweren Pharmakonzern, der ausgerechnet von Zincs früherer Kanzlei vertreten wird. Ob die beiden schmierigen Anwälte und der talentierte Nachwuchsjurist hier reussieren können?
John Grisham hat eine spannende Geschichte nach dem David-gegen-Goliath-Prinzip entwickelt, deren Ende irgendwann absehbar ist. Sie ist aber packend genug für ein verregnetes Wochenende geschrieben. Besonders amüsant sind die Protagonisten der Kleinkanzlei beschrieben, die sich für keinen Fall zu schade sind, deren Partner sich die Mandate und die Honorare gegenseitig streitig machen und die ohne ihre Sekretärin Rochelle längst im Papierchaos ertrunken wären.
Stuttgart, 20.03.2013
Tobias Zink, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Familienrecht aus Stuttgart, ist spezialisiert auf Familienrecht und bloggt regelmäßig auf http://www.ehescheidung-stuttgart.de. Auf Twitter schreibt er unter http://twitter.com/FamRZink
